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HANS LITTEN
1903-1938

Eine Straße in Berlin ist nach ihm benannt, ein Stolperstein erinnert an sein Schicksal und er taucht mit seiner Arbeit in einer beliebten deutschen Serie auf. Eigentlich müsste man also meinen, dass Hans Litten einer Vielzahl von Menschen bekannt ist. Doch leider ist dies nicht der Fall. Wer war also unser Namenspatron und warum wurde eine Schule für Recht und Wirtschaft nach ihm benannt?

Hans Litten wurde am 19.6.1903 in Halle (Saale) geboren und wuchs in einem familiären Umfeld auf, das vom universitären Leben geprägt war, welches man sich hart erarbeitet hatte. Der Vater war Jurist und hatte schon früh entschieden, dass auch der älteste Sprössling in diesem Bereich tätig sein sollte. Hans hatte hingegen zunächst eher Vorlieben in die eher künstlerisch-literarische Richtung, beugte sich aber dem väterlichen Willen und begann im Sommer 1921 mit dem Jurastudium, dass er 1928 mit dem Assessorexamen endgültig abschloss. 

Bereits in seiner Jugendzeit hatte er sich eher im politisch linken Milieu aufgehalten und obwohl sein Vater sich von seinem ursprünglichen Glauben abkehrte und Hans selbst christlich getauft war, interessierte er sich sehr für das Judentum und beschäftigte sich in seiner Schulzeit auch umfangreich mit der hebräischen Sprache. Religion, politisches Interesse und kulturelle Vorlieben konnte er in der Jugendbewegung der so genannten Kameraden für einige Jahre ausleben. Als Erwachsener hielt er sich weiterhin in einem ähnlichen Umfeld auf und vertrat als Anwalt in der Kanzlei von Ludwig Barbasch vielfach politisch Verfolgte. Im Zusammenhang mit der Roten Hilfe vertrat er etliche Kommunisten und andere politisch Tätige, die von der Organisation unterstützt wurden.

Im Zusammenhang mit seiner Arbeit sind drei Prozesse besonders hervorzuheben. Dabei handelt es sich um den Blut-Mai-Prozess, den Edenpalast-Prozess und den Felseneck-Prozess. Einen hohen Bekanntheitsgrad hat der Edenpalast-Prozess von 1931. Litten hatte Hitler als Zeuge vorgeladen und begründete dies mit den folgenden Ausführungen: 

„(…) zum Beweise dafür: 1. Dass in der NSDAP ein ernsthaftes Waffenverbot nicht besteht, dass insbesondere in der Provinz Brandenburg (...), sog. „Rollkommandos“ gebildet worden sind, d. h. Gruppen, die planmäßig organisierte Überfälle mit dem Ziele der vorsätzlichen überlegten Tötung auf politische Gegner ausführen und dass dies dem Zeugen Hitler seit mindestens drei Jahren bekannt war. (...)“1

Bei der Verhandlung drängte er Hitler in die Ecke und konnte ihm einige politisch hochbrisante Aussagen entlocken, die allerdings in den entsprechenden Kreisen umgedeutet wurden. Hans Litten wurde somit zu einem persönlichen Feind Hitlers und seiner Schergen.

Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass der Rechtsanwalt schon sehr früh in die Mühlen der Nationalsozialisten geriet und bereits kurz nach dem Reichstagsbrand verhaftet wurde. In den folgenden Jahren wurde er in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern untergebracht.  

Den immer wiederkehrenden schweren Folterungen konnte er sich nur durch einen Suizid entziehen, der in der Nacht zum 5. Februar 1938 in Dachau erfolgte.

Hans Litten war ein junger Mann, der weltoffen, kritisch, politisch interessiert und strebsam war. Er vertrat politisch Verfolgte, setzte sich für viele Jugendliche ein und sah seinen Beruf als eine Möglichkeit, die Welt zu verbessern. Daher ist es uns eine Ehre, dass wir als Schule seinen Namen tragen dürfen. 

1 Landesarchiv Berlin, A Rep. 358-02, Nr. 98, Bd. 4

Quellen:
Bergbauer et al., Denkmalsfigur. Biographische Annäherung an Hans Litten 1903-1938, Göttingen, 2008.
Akten des Landesarchivs: 
hauptsächlich LA Berlin, A Rep. 358-02, Nr. 98, Bd. 1 bis 7
Hitler vor Gericht - Die Geschichte von Hans Litten (Dokumentation)
Wikipedia-Eintrag über Hans Litten